Prostitution

Freudenmädchen
Huren.
Nutten.
Frauen und Männer, die auf den Strich gehen und käufliche Liebe anbieten.
Sex.
Bereits in der Antike gab es Prostituierte, damals auch schon Frauen UND Männer. Sie waren beinah alltäglich, aber nur dem Manne erlaubt – egal welches Geschlecht er bevorzugte. Die Antike unterschied damals bereits zwischen zwei Arten: der Porna, die Hure, und der Hetäre, die Gesellin. Der Unterschied lag schlicht in der Bildung. So waren die Hätären oft in Kunst, Kultur, Literatur und Philosophie unterrichtet und daher gesellschaftlich anerkannt. Sie leisteten mehr als nur Sex und erhielten für ihre Dienste teilweise horrende Summen.
Das war im Altertum, vor circa 3000 Jahren, ganz anders. Hier war Sex ein Geschenk an die Göttlichkeit. Die Dienste der sogenannten Tempelprostituierten wurden als Opfergaben dargebracht.

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Mit dem Mittelalter zogen Richtlinien und Gesetze, aber auch Moral und Verwerfung der Prostitution ein. Allen voran die Kirche, die der käuflichen Liebe zumindest theoretisch kämpferisch gegenüber stand. Hier tauchte bereits der Gedanke über eine mögliche Ventilfunktion für die Sexualität auf. Es war üblich, dass viele Bordelle in Gemeindehand waren. Sie wurden an Hurenwirte verpachtet, die sich an festgesetzte Hygienevorschriften und Regeln halten mussten.

Gerade die Renaissance, jene Epoche, die den Menschen als Einzelperson und schöpferisches Individuum verehrte, verschaffte den Kurtisanen eine steile Karriere. Diese freien Damen verkehrten hauptsächlich am Hof, in guter Gesellschaft und genossen nicht zu wenig Macht.

Ab dem 17. Jahrhundert zogen abermals düstere Wolken am Himmel der Huren auf. 1658 veranlasste Ludwig XIV. ein Gesetz, das Prostituierte oder Frauen, die sich prostituierten, wegen Unzucht oder Ehebruch verurteilte. Rehabilitieren konnte sie nur die Absolution der Kirche. So entwickelten sich damals die ersten, versteckten Örtlichkeiten wie die „Seufzerallee“ („Allée des Soupirs“) in Paris. Hier war die käufliche Liebe, entsprechend präsentiert auf der Straße oder in Hausereingängen, überall erhältlich.

Mit der industriellen Revolution und dem explodierenden Bevölkerungswachstum zog die Armut durch die Lande. Besonders Frauen waren davon betroffen. Wenig bis keine Bildung erlaubte es ihnen, nur in Anstellungen zu arbeiten, die schlecht bezahlt wurden. So war es kaum unüblich, dass viele Frauen sich mit Sex Geld dazuverdienten oder ihre Familien allein durch ihre Tätigkeiten als Prostituierte ernährten. Der Wunsch nach einer gesetzlichen Regulierung wurde größer und durchgesetzt. Aber die Genehmigung und öffentliche Duldung des Gewerbes schien viele Frauen regelrecht an das Milieu zu fesseln.

Prostitution unterlag und unterliegt einem starken Wandel. Seit dem 19. und 20. Jahrhundert spalten sich die Meinungen über das älteste Gewerbe der Welt stärker den je. Negative Erscheinungen wie Zwangsprostitution, Einsatz zu Spionagezwecken, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen wie der Feminismus, das Entkriminalisierungsprinzip und der Bockscheins (amtsärztliche Gesundheitszeugnis, das Personen mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr) führen immer wieder zu heftigen Debatten.
Was soll man nur tun?
Und kann man überhaupt verstehen, warum man Sex für Geld in Anspruch nimmt?
Ist das normal?
Sind die Männer normal?
Sind die Deutschen normal?
Ein ZEIT ONLINE-Artikel vom 7. November 2013 fast es mit einer kritischen Überschrift zusammen:
„Rasen, Rauchen, T-Shirts aus Bangladesch – bei uns ist fast alles verpönt. Nur der Kauf von Frauen nicht“ In dem Artikel geht es auch mal wieder um die Deutschen und ihre Manie, immer in allem Stellung zu beziehen und zwar die einzig bestmöglich moralischste.“

stangentanz

Nun ja.
Sehr deutsch und irgendwie eine männliche Sicht auf das Thema?
Prostitution macht uns doch alle an.
Frau und Mann.
Alle wollen Stellung beziehen.
Die Latte halten.
Zum Schuss kommen.
Oh pardon.
Zu anrüchig?
Warum polarisiert dieses Thema auf so extreme Weise?
Muss man dafür oder dagegen sein?
Gibt es hier keine Grauzonen?
Darf eine Frau oder ein Mann nicht selbst entscheiden, was sie oder er mit ihrem oder seinem Körper anfängt?
Ja – widerwärtig ist es, Frau und Mann der Freiheit zu berauben und sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen.
Zu demütigen.
Sie einer der wichtigsten Werte und Rechte zu berauben: Ein Mensch mit Würde und Rechten zu sein. Freiheit und einen freien Willen zu besitzen.
Wie schaut es mit den Straßenschwalben, Freudenmädchen und Callgirls aus, die sich selbst, dank ihres freien Willens, entscheiden, Geld für Sex zu nehmen?
Das gibt es nicht?
Warum nicht?
Es existiert doch auch die Ansicht, dass Sex einfach Sex ist und nicht immer mit Liebe einhergehen muss.
Für viele ist es bloß ein körperliches Bedürfnis.
Lust.
Die Sehnsucht nach Ekstase.
Orgasmusliebe.
So etwas versucht der oben genannte ZEIT ONLINE-Artikel abzusprechen.
Da wird behauptet, dem Mann (oder auch Frau – bitte nicht vergessen) würde nur was vorgegaukelt, vorgelogen.
„Er bezahlt für etwas, das genuin auf Gegenseitigkeit angelegt ist, und macht es damit zu etwas Einseitigem, um sich dann zugleich von der Frau vorspielen zu lassen, dass es nicht einseitig sei, während er doch weiß, dass sie weiß, dass das Unfug ist.“
Hä?
Freier und Hure wissen wohl beide sehr genau, um was es geht.
Geld gegen Sex.
Beide haben etwas, das der andere will.
Fairer Tausch, oder?
Manchmal direkter und ehrlicher als jedes andere Geschäft und Beziehung in unserer heutigen Gesellschaft – solange wie man sich gegenseitig respektiert, natürlich.
Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

1 thought on “Prostitution

  1. „Manchmal direkter und ehrlicher als jedes andere Geschäft und Beziehung in unserer heutigen Gesellschaft“ – besser kann man es wohl nicht beschreiben.

    Danke für den tollen Artikel und die vielen neuen Fakten,
    die ich gar nicht wusste.
    Spannend!!!

    Ganz liebe Grüße

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