EIN OLYMPISCHER SOMMER
Blaue luftige Seidentücher flattern über Zuschauerränge und hüllen ein ganzes Stadion in Aufregung. Englands Hauptstadt hält den Atem an, denn Britanniens Vorzeige-Regisseur Danny Boyle höchstpersönlich hat die Olympischen Sommerspiele 2012 inszeniert. Ein poetischer Bildercountdown läutet den wohl größten und emotionalsten Sportwettkampf der Welt ein. Richtig englische Momente rauschen am Zuschauer vorbei: Wahrzeichen, Sehenswürdigkeiten und landestypische Eigentümlichkeiten.
Englische Nostalgie.
Danny Boyle, der international für Filme wie TRAINSPOTTING und SLUMDOG MILLIONAIR bekannt ist, hat sich für seine Olympia-Show die beste Verstärkung der Welt geholt: 15 000 Freiwillige. Keiner darunter ist Schauspieler oder Tänzer. Sie verbindet nur eins: Die Faszination Olympia.
Vergangene Freitagnacht war es endlich soweit. Im Londoner Olympiastadion zeigte sich England von seiner magischsten und faszinierendsten Seite. Unter dem Motto „THIS IS A LAND FULL OF NOISE“ erzählte Danny Boyle die Geschichte einer Insel, hoch oben im Norden, die einstmals hauptsächlich als ländliche Idylle hervorstach. Dann katapultierte eine industrielle Revolution England in ein neues Zeitalter. Auf den Gebieten Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Forschung setzten sie fortan neue Maßstäbe. Stolz sind die Briten auf ihre Errungenschaften wie die Erfindung des Internets, ihre Popkultur und natürlich die fantasievolle Kinderliteratur. Und keiner hätte es fantastischer darstellen können als der britische Geschichtenerzähler Danny Boyle. Und keiner wollte das verpassen. Nicht mal die Königin der Insel. Ihr bester Mann, James Bond alias Daniel Craig höchstpersönlich, holte die alte Dame im Palast via Helikopter ab.
Alles Fantasie?
Ja.
Ein Film.
Ein wirklich witziger Film.
Die Queen beweist in ihrem 60. Regentschaftsjahr so echten englischen Humor.
Im Stadion war sie aber tatsächlich. Die gesamte königliche Familie wollte sich diesen Abend auf keinen Fall entgehen lassen. Ein Highlight der Show war die poetische Präsentation der Olympischen Ringe. In der dargestellten Phase der Industriellen Revolution der Show wurden sie aus glühendem Metall geschmiedet. Ein leidenschaftliches Funken und Glühen schob sie in den Himmel, weit über die Köpfe der Zuschauer. Dort verkündeten sie ihr Verschlungensein.
Übrigens!
Die Farben der Ringe symbolisieren nicht ausschließlich unsere Kontinente. Die fünf Farben vereinen alle Länder dieser Welt, denn sie erstrahlen in jene Farben, die in allen Nationalflaggen vorkommen.
204 Nationen nehmen an den diesjährigen Sommerspielen statt.
Das ist Rekord.
Er Einzug der Sportler wurde selbst von den Staatsoberhäuptern mit Freude und großem Respekt beklatscht. Gegen Ende der Eröffnungsfeier warteten Veranstalter, Sportler und Zuschauer nur noch auf eins: das Olympische Feuer. In Form einer riesigen Blüte wurde es entfacht. In diesem Jahr wurde diese Ehre keinem bekannten, erfolgreichen Sportler zu teil. Staunen legte sich erneut auf die Gesichter im Stadion, als das heilige Feuer an sieben unbekannte Teenager überreicht wurde. Nachwuchssportler, die ihre Karrieren, Erfolge und Medaillen noch vor sich haben. Und ausgerechnet sie durften gemeinsam die Flamme der Spiele anfachen. Ihre züngelnden Lichter breiteten sich zunächst über 204 blecherne Blütenblätter aus, die zuvor von jeder Nation herein getragen wurden. Ihre metallenen Stiele bogen sich weit in die Lüfte, wuchsen zu einem Feuerknoten und der Olympische Sommer flammte auf.