SCIENCE-FICTION

EVERYTHING GOES IN DEINER FANTASIE

Wissenschaft und Technik machen uns keine Angst.
Nicht mehr.
Im 19. Jahrhundert sah das noch ganz anders aus. Damals gesellte sich die Wissenschaft zum Glauben. Unsere bis dahin mysteriöse Welt verwandelte sich auf einen Schlag in einen logischen und denkbaren Kosmos. Mit der Wissenschaft fest verbunden kam die Technik. Neue Entwicklungen und Entdeckungen fütternden unser Sein und bereicherten unseren Alltag. Aber Neues wird vom Mensch nie besonders gut angenommen. Das ist heute nicht anders als damals. Die Menschen erfuhren nicht nur das Wunder des Fortschrittes sondern auch eine neue Art der Angst. Und der beste Freund der Angst war und ist die Phantasie. Sie ermöglicht es, unsere Furcht vor den Auswirkungen von Wissenschaft und Technik in etwas Wundersames zu verwandeln:
SCIENCE-FICTION
Fantasie-Erzählungen

Ihren Ursprung finden jene Anekdoten in dem Zwiespalt zwischen Wissenschaft und dem ihr gegenüber stehenden religiösen Bewusstsein und Aberglauben. Für eine erste Begegnung mit neuen, modernen Entwicklungen benötigte der Mensch des 19. Jahrhunderts Offenheit und ein gesundes Maß an Mut. Nicht zu letzt weil die damit verbundenen Erfahrungen unsere Gedankenwelt zu Unglaublichem veranlasste. In Geschichten erfuhren sie neue Ausmaße. Fiktionale Ausmaße. Fantastische Ausmaße.
Ein Spezialist für solche war und ist der französische Schriftsteller Jules Verne. Seine Abenteuergeschichten bringen den Leser zum Fürchten und Staunen, denn sie schildern die Schönheit von Technik und Wissenschaft und ihre Schattenseiten. Zu entdecken galt es diese  vor allem damals in der noch unerklärten Welt, ihrer nie enden wollenden Möglichkeiten und dem Innersten des Menschen selbst. 1869 erschien der zweibändige Roman 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER. Sein Held Nemo und dessen Unterseeboot Nautilus sind wunderbare Beweise für die funktionalen Visionen der Science-Fiction-Literatur. Obwohl es bei Erscheinen des Romans bereits erste U-Boote gab, waren ihre technischen Fähigkeiten denen der Nautilus weit unterlegen. Jules Vernes Fantasie eines Unterseebootes stellte die ersten Prototypen jener Zeit in den Schatten. Gerade deswegen wird der französische Schriftsteller gern als großer Visionär der Science-Fiction bezeichnet.
Literarisch kann das eine Frau toppen. 1818 erscheint Mary Shelleys Gruselroman FRANKENSTEIN ODER DER MODERNE PROMETHEUS. Er erschien bereits 50 Jahre vor Kapitän Nemo. Verdient trägt Mary Shelley daher den Titel der Begründerin der Science-Fiction-Literatur. In ihren Geschichten beschäftigte sie sich oftmals weniger mit den Maschinen als mit deren Auswirkung auf seinen Besitzer oder Erfinder. Je unmenschlicher der Wissenschaftler in FRANKENSTEIN handelt, umso menschlicher seine Schöpfung. Mary Shelley schaffte es, dass der Leser trotz Schrecken und Schaudern Mitleid für eine Kreatur aus Wissenschaft und Technik entwickelt. Damals galt das Erwecken menschlichen Lebens mittels elektrischer Stößen vielleicht noch als Hirngespinst, heute gehört diese Methode zu den lebensrettenden Maßnahmen.

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Aber nicht nur die modernen Entwicklungen auf unserem Planeten Erde beflügeln unsere Fantasie. Lange Zeit hatte der Mars einen großen Einfluss auf die Science-Fiction-Literatur. Viele Geschichten spielen auf dem roten Planeten, denn der Mars scheint seit jeher ein Mysterium für uns zu sein. Vielleicht weil wir ihn nicht wie Sonne und Mond am Himmel sehen können, er aber dennoch nicht weit entfernt ist. Viel ist über ihn nicht bekannt. Seine blutrote Farbe wirkt verführerisch und aggressiv zugleich. So kommt es also nicht von ungefähr, dass der Mars ein idealer Schauplatz vieler Science-Fiction-Abenteuer ist. Im 18. und 19. Jahrhundert besiedelte der Mensch sogar jenen Planeten  – wenn auch nur in der Fantasie. Damals reisten wir mit Ballons und Luftschiffen – heute mit Weltraumstationen und Lichtgeschwindigkeit. Als 1889 der Roman KRIEG DER WELTEN von H. G. Wells veröffentlicht wird, scheint die Marsliteratur auf dem Siegeszug. Neu damals – die Feindseeligkeit und Gewalt in der Geschichte. Zum ersten Mal führen Menschen Krieg gegen Marsianer und der Planet wird zum Sinnbild unserer Angst vor intelligentem Leben im All.
Dem Einfluss des roten Planeten wurde Einhalt geboten, als der amerikanische Schriftsteller Philip K. Dick in der Science-Fiction auftauchte. Er lenkte das Genre in eine neue Richtung. Seine Geschichten haben nicht nur das Fantastische sondern auch etwas schockierend Glaubhaftes. Der Erfolg dröhnte bis nach Hollywood. Viele seiner Fantasiemärchen wurden erfolgreich verfilmt. Darunter BLADE RUNNER, SCREAMERS oder MINOTITY REPORT, die alle umgehend zum Kassenschlager wurden. Erfolgreicher war nur TOTAL RECALL. Dicks Kurzgeschichte ERINNERUNGEN EN GROS war die Vorlage für den Science-Fiction-Streifen mit Arnold Schwarzenegger in einer Doppelrolle. Der Film gilt als Neubeginn seines Genres, weil die Darstellung des Planeten Mars weniger fantastisch als realistisch war und die gezeigte Invasion des roten Planeten durch den Mensch und die damit einhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen überzeugend.

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Durch die Welt des TOTAL RECALL irrt der von Arnold Schwarzenegger gespielte Held auf der Suche nach seiner Identität. Am Morgen noch der einfache Bauarbeiter Douglas Quaid ist er am Abend ein charismatischer Agent namens Hauser. Auslöser für diese beiden Persönlichkeiten ist die Gehirn-Technik der sogenannten REKALL Inc. Das Unternehmen verspricht das Einpflanzen gewünschter Erinnerungen, die in uns echte Emotionen auslösen. Doch die Manipulation unseres Geistes ist gefährlich und in TOTAL RECALL bedeutet sie den Verlust der Identität. Persönliche Einzigartigkeit wird zur Illusion. Das Spiel mit unseren Sehnsüchten und Träumen und deren Manipulation mittels Maschinen wird zu einem Alptraum, der nie wirklich zu enden scheint.
Der Mars-Movie von 1990 wird als der beste Film Arnold Schwarzeneggers eingeordnet. Zahlreiche kreative und vor allem neuartige Effekte sorgten bei Erscheinung für Begeisterung. Heute wirkt der Film brutal, blutig und puppenhaft. Seine Bildästhetik ist veraltet und nicht mehr in der Lage, uns diese Fantasiewelt glaubhaft vorzugaukeln. Nicht so die Geschichte. Sie begeistert noch immer. Kein Wunder also das im August 2012 eine Remake des Klassikers in die Kinos kam. Allerdings ohne Arnie. Sein Nachfolger ist Colin Farell. Würdig tritt er die Reise des Bauarbeiters Douglas Quaid in die verführerische Welt der Erinnerungsfantasien an. Ihr Anfang und das Ende werden wohl das Gleiche sein, nur die Welt, ihre Örtlichkeit, hat sich geändert. In einer von Menschen selbst gestalteten neuen Gesellschaft, der EUROMERICA und NEW SHANGHAI, taumelt der Held genauso ziellos wie sein Vorgänger umher, auf der Suche nach sich selbst.

In der SCIENCE-FICTION also scheint der Mars Vergangenheit. Jetzt spielt die Fantasie erneut auf der Erde. Vielleicht weil auch sie trotz technischer Errungenschaften und Aufklärungen noch immer ein Mysterium ist. Stetig wandeln sich unsere Erkenntnisse über ihre Beschaffenheit, Physik und innere Natur. Das Einzige, was stetig gleich bleiben wird, ist unsere Fantasie.

 

 

TOTAL RECALL – Totale Erinnerung
(ULTIMATE REKALL EDITION / REMASTERED)
erscheint neu am 09.08.2012
als DVD & BluRay bei STUDIOCANAL


TOTAL RECALL
(Regie: Len Wiseman)

Kinostart: 23. August 2012
SONY PICTURES