Es schneit Zahlen
Mitten im Winter, in dem es einfach nicht aufhören will, zu schneien, stelle ich mir die Frage: Wie steht es um unser Klima?
Obwohl ich mich jetzt gern in ausschweifende Darstellungen unserer bedrohten Umwelt und Tierwelt stürzen möchte, klopft ein anderer Begriff unermüdlich gegen die harte Knochenwand meiner Stirn:
KONSUMKLIMA.
Dieses Wort habe ich heute das erste Mal gehört. Ich saß mucksmäuschenstill, wie jeden Morgen, neben meinem Mann und versuchte, den Börsen-Berichten der blonden N-TV Moderatorin Astrid Fronja zu folgen. Dabei huschten hin und wieder merkwürdige Gesichtskommentare über ihr frisch geschminktes Äußeres.
KON-SUM-KLI-MA.
Irgendwie lädt dieser Begriff zum Nachdenken ein.
Und schon stellt sich mir die nächste Frage:
Ist die Finanzkrise eigentlich überstanden oder sind wir noch mittendrin?
Egal wohin man blickt, ob in die Regale des Supermarkts oder auf die Speißekarte eines Restaurants – Preise klettern und stürzen dann wieder bergab, verheißungsvolle Ausverkäufe und Sonderangebote brennen mittlerweile in unseren Augen und es stellen sich attraktive Geschenke für den Abschluss von Verträgen, langen Verträgen, länger als normal, in Aussicht. Diese GEIZ ist GEIL-Gesellschaft strengt mich an. Kein Wunder, dass Begriffe wie Konsumklima erfunden werden, um unser seltsames Verbraucher- verhalten in erklärende Zahlen zu kleiden.
Dabei ist das keine neue Sache. Kein Versuch, der Finanzkrise und ihren Folgen entgegenzuwirken. Bereits 1980 wurde ein Wert für unser Konsumklima ermittelt. Die Geburtstunde des Konsumklimaindex. Sein Erzeuger ist das größte Marktforschungs-institut Deutschlands.
GfK.
Gesellschaft für Konsumforschung.
Weltweit ist die GfK eines der führenden Marktforschungsunternehmen. In Deutschland erforschen tagtäglich „12 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Menschen leben, denken und konsumieren.“ So drückt es das Unternehmen selbst aus. Es wurde 1934 in Nürnberg gegründet und hat genau dort seinen Firmensitz.
Den meisten von uns dürfte die GfK ein Begriff sein, denn das Unternehmen ist auch für die Messung der Einschaltquote verantwortlich. Sie ist von enormer Bedeutung für die Fernsehsender, denn schließlich wollen diese unbedingt wissen, was ihre Zuschauer mögen – obwohl die Messung gerade mal einen minimalen Querschnitt unserer Bevölkerung betrifft, um genau zu sein zwischen 2000 und 6000 Deutsche, die sogenannte Panelgruppe. Sie repräsentieren das deutsche Publikum.
Der von der GfK gemessene Konsumklimaindex ist ein Wert, der durch die Befragung von 2000 Personen ab 14 Jahren ermittelt wird. Er spielt für die Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage und unseren Zukunftsaussichten eine Rolle. Finanzexperten zufolge ist der Konsumklimaindex deshalb der wohl wichtigste Index in Deutschland. Erforscht wird dabei, ob sich unser Kaufverhalten im Vergleich zum Vormonat oder zum Vorjahr gesteigert oder reduziert hat. Denn normalerweise bedeutet eine Steigerung unseres Konsums jeder Art, dass sich die wirtschaftliche Lage erholt hat. Veröffentlicht die GfK einen positiven Konsumklimaindex, steigen die Aktienkurse.
Warum?
Ganz einfach.
Unternehmen rechnen dann automatisch mit steigenden Gewinnen.
WIR kaufen mehr, DIE verdienen mehr.
Logisch – irgendwie.
Doch können 2000 Auserwählte die Situation von über 81 Millionen Menschen wirklich repräsentativ darstellen?
Stellen Sie diese Frage bloß keinen Finanzexperten!
Er wird erwidern: Wie würden Sie es denn besser machen?