Der iranisch-kanadische Autor und Blogger Hossein Derakhshan veröffentlichte einen beeindruckenden Artikel mit dem Namen „The Web We Have to Save“ auf der Webseite www.medium.com. Er saß sechs Jahre in Haft und wundert sich nun, endlich wieder in Freiheit, dass das Internet ein anderes ist. Seine Gedanken, Befürchtungen und Wünsche äußert er in einem Blogbeintrag, der das WORLD WIDE WEB vielleicht wach rüttelt.
„Blogs were gold
and bloggers were rock stars back in 2008 when I was arrested.“
(Zitat: Hossein Derakhshan)
Am 31. Juli 2014 endet vorerst das Asyl von Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden in Russland. Es wird höchst wahrscheinlich verlängert. Trotzdem: Was wird aus dem Whistleblower, der uns mit so beunruhigenden Informationen versorgte?
Die Meldung macht die Runde: Bundesjustizminister Heiko Maas richtet sein Wort an Edward Snowden. Er rät ihm, sich den Behörden der USA auszuliefern. Er sei ein junger Mann und wolle sicher nicht, sein Leben lang ein Gejagter sein. Dass Menschen aber andere Ideale verfolgen, als ein Leben mit einer Lüge, scheint dem Herrn Bundesjustizminister nicht in den Sinn gekommen. Vernunft ja, aber zu welchem Preis?
Quelle Foto: Wikipedia
Reporter ohne Grenzen für Snowden
Edward Snowden war es, der 2013 Tausende Dokumente kopierte und die Öffentlichkeit darüber informierte, dass ganz normale Bürger von Geheimdiensten ausgespäht werden. Für seinen Mut wurde er mit dem Whistleblower-Preis ausgezeichnet, in seiner Heimat angeklagt.
Auf die derzeit noch ausweglose Situation von Snowden macht nun auch die Organisation REPORTER OHNE GRENZEN aufmerksam.
ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin sagt: „Statt Edward Snowden zu raten, sich in den USA zu stellen, wo er mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen muss, sollte Bundesjustizminister Heiko Maas sich lieber öffentlich dafür einsetzen, dass die Bundesregierung Snowden sicheren Aufenthalt in Deutschland garantiert.“ (Quelle: Reporter ohne Grenzen)
Das Engagement der Whistleblower würdigten die REPORTER OHNE GRENZEN mit einer Kampagne „Whistles for Whistleblowers“. Erweisen wir den mutigen Menschen, die uns mit geheimen Informationen versorgen, die unser aller Leben betreffen, die Ehre und schenken wir den Hintergründen mehr Aufmerksamkeit. Jeder Einzelne von uns kann etwas tun, sich zumindestens selbst ein Bild von der Lage um Edward Snowden und andere Whistleblower machen.
„.. Den Leuten ist jede Menge Müll in den Garten gefallen.“ Diese Worte stammen aus einem Telefonat eines Separatistenführers mit dem russischen Militär, als am 17. Juli 2014 zwischen Donezk und Luhansk das Flugzeug MH17 der Malaysia Airline abstürzt. 298 Menschen sterben noch bevor sich die Überreste des Flugzeuges in den Gärten, auf den Straßen und den Sonnenblumenfeldern der Ukrainer verteilen. Ein Gebiet von 35 Quadratkilometer beherbergt nun die Zeitzeugnisse dieses schrecklichen Ereignisses.
Aktuell wurde bekannt, dass die Niederlande nun einen bewaffneten Militäreinsatz zur Sicherung der Absturzstelle von Flug MH17 in der Ostukraine nicht mehr ausschließt. Eine Reaktion, die verständlich ist, denn das Verhalten und der Umgang mit den Ereignissen sind schändlich. Jeder weißt die schuld von sich. Kremlchef Wladimir Putin beschuldigt die Ukraine. Sie allein sei Schuld an dem Flugzeugabsturz. Sie und der Krieg in der Ostukraine. Er sollte sich schämen, denn das hilft den Hinterbliebenen nicht. Sie wollen einfach nur ihre Familienangehörigen und Freunde beisetzen und trauern.
Der Krieg scheint in Europa angekommen und zu Hause zu sein. Das erschreckt und macht Angst. Viele fragen sich, was kommt als Nächstes? Kann ein Machthaber wie Putin ungehindert seine Pläne umsetzen, ein europäisches Land nach dem anderen, das ihm gefällt, einnehmen und die Welt schaut zu?
In Ostukraine haben selbst die 298 Toten zu keiner besonderen Veränderung der dortigen Lage geführt. Die Menschen starben, weil russische Separatisten Krieg spielen und mit Gewalt ein Land in Besitz nehmen. Dabei benutzen sie geraubte Militärwaffen, deren Kraft und Wirkung sie sich scheinbar nicht kontrollieren können. Ihre Reaktionen zeigen, wie – Pardon – ungeschickt und hilflos sie sind. Krieg spielen, will eben gelernt sein. Denn: Waffen töten Menschen, aktuell solche, die mit den Konflikten in der Ostukraine nichts zu tun hatten, in dem Land nicht einmal zu Hause waren. Unter ihnen sind 193 Niederländer, 44 Malaysier, 28 Australier, 12 Indonesier, 10 Briten, 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner, ein Kanadier und ein Neuseeländer. Nach ihrem schrecklichen und unnötigen Tod wurden sie in Kühlwaggons gelegt. Eine bizarre Vorstellung für die Hinterbliebenen.
Man stelle sich auch vor, wie es für die Bewohner zwischen Donezk und Luhansk gewesen sein muss, als es Wrackteile und Leichen vom Himmel regnete. Der Sommer 2014 wird zum schlimmsten ihres Lebens. Die Überreste der Tragödie landeten in den Gärten der Bewohner, verteilten sich auf einem mit den Augen nicht zu überblickenden Gebiet. Auch wenn die Menschen in der Ostukraine angeblich an Gefechte, Gewalt und Waffen gewöhnt sein sollen, ein so grausiger Regen wühlt auch sie auf und erinnert daran, wie entsetzlich ihre Lage sein muss.
Noch ein Gedanke am Schluss: Der Absturz der MH17 führte dazu, dass viele Fluglinien den Luftraum über der Ukraine ab sofort meiden. Das bedeutet einen wirtschaftlichen Schaden für das Land, wenn es wie üblich von den Fluglinien Überfluggebühren erhielt, die nun passé sein dürften. (Informationen zu Überfluggebühren unter: http://www.dfs.de/dfs_homepage/de/Services/Geb%C3%BChren/)
Trotz der Tragödie um den Flug MH17, die weltweit Menschen erschüttert und für kollektives Kopfschütteln oder Wut sorgt, schießen die Separatisten in der Ostukraine weiter fleißig Flugzeuge vom Himmel, so als sei das alles ein Computerspiel gegen die Langeweile, die zwischen Drohgebärden mit Waffen und Nichtstun auftaucht. Ich hätte da einen Vorschlag. Wie wäre es mit einem anspruchsvollen Spiel: Mensch sein und für Frieden sorgen.
Seit 1970 gibt es einen Tag, an dem sich die Erde feiert und die Menschen darauf besinnen, ein harmonisches Leben und Überleben auf unserem Planeten zu sichern. Umwelt- und Klimaschutz sind nicht etwa Begriffe, die erst seit ein paar Jahren existieren. Seit den Siebziger sind sie im Interesse aller Nationen. 1972 veranstalteten die Vereinten Nationen eine erste Konferenz, den sogenannten Welt- gipfel. Er ermöglichte eine erste weltweite Diskussion über Umwelt und Natur und mar- kierte den Beginn der globalen Umweltpolitik. Zwanzig Jahre später, 1992, unterzeichneten zum ersten Mal viele der Teilnehmerstaaten ein Abkommen, das einen weltweiten Aus- stoß von Treibhausgasen regulieren sollte. Dieses Abkommen wird als Klimarahmen- konvention bezeichnet und wurde 1997 in Kyoto erweitert. Der als „Kyoto-Protokoll“ bekannte Zusatzeintrag zum Klimaabkommen verpflichtete alle unterzeichnenden Staaten, einen schriftlich festgehaltenen Richtwert zur Senkung ihrer Treibhaus- gasemissionen bis 2012 durchzusetzen. Dabei handelte es sich um circa fünf Prozent. Interessanterweise haben die USA zwar das Protokoll unterzeichnet, aber ihr Vorhaben nicht wirklich umgesetzt. Deutschland steckte seine Ziele sogar besonders hoch, auf 21 Prozent, und erreichte eine Treibhausgasreduzierung bis zu 25 Prozent. Ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein? Vielleicht, aber ein Anfang.
Brüderle, komm, tanz mit mir, beide Hände reich‘ ich dir, einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer.
Im Januar 2012 trifft sich die Journalistin Laura Himmelreich mit dem Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion Rainer Brüderle an einer Hotelbar. AN EINER HOTELBAR??? Ja. Laut dem Wochenmagazin STERN ist das gar kein so unüblicher Interview-Ort. An Parteitagen, Festen oder auf Reisen sei es ein beliebtes Plätzchen, an dem sich Politiker und Journalisten abends treffen, um in Ruhe und abseits des Termindrucks miteinander sprechen zu können. Denn dann geht es nicht nur um Fakten, die jeder kennen darf, dann geht es um Geheimnise, Lügen, Offenbarungen und alles Andere, das sich lohnt, veröffentlicht zu werden. Nichts Ungewöhnliches also? Weder für Laura Himmelreich, noch für Rainer Brüderle? Doch. Angeblich hat sich Brüderle in jener Nacht unsittlich verhalten. Das behauptet die Frau, die ihn interviewt hat. In dem STERN-Portrait, dass die Journalistin lang und ausführlich vorbereitet hatte, ist die Rede von einem forschen Blick auf ihren Busen und der Begleitbemerkung, sie könne ein Dirndl ausfüllen. Später habe Brüderle ihre Hand ergriffen, darauf einen Kuss gehaucht und sie auf altmodische Weise gebeten, seine Tanzkarte anzunehmen. Die Stelle im Artikel, in der um 1 Uhr Nachts Brüderles Pressesprecherin anrückt und das Gespräch der beiden beendet, wirkt wie eine Erlösung für Laura Himmelreich. Schützend habe sie sich die Arme vor den Körper gehalten, als ihr der Politiker zum Abschied noch mal näher rückte als es ihr lieb sei. Ist das die Wahrheit? Das wissen nur Laura Himmelreich und Rainer Brüderle. Sie klagt an, er schweigt.
Fakt ist, dass es in der STERN-Ausgabe nicht allein um dieses eine Ereignis ging, sondern um Sexismus im Allgemeinen und zwar den Tagtäglichen. Um noch genauer zu sein, berichten in jener Magazin-Ausgabe Frauen über ihre Erfahrungen mit dem respektlosen Auftreten von Männern dem weiblichen Geschlecht gegenüber. Aber diese Sexismus-Darstellungen sind nur halb so reizvoll. Deutschlands Medien stürzen sich auf den „spitzen“ Kandidaten der FDP. So betitelt STERN Rainer Brüderle. Das passt doch wunderbar in unsere schon fast verkommene Nachrichtenwelt. Pardon, aber die Presse hat in letzter Zeit nur noch Interesse an reißerischen Skandalen um deutsche Politiker, deren menschliche Verfehlungen zum Schafott für politische Karrieren werden. Gott sei Dank, gibt es diesmal noch ein zusätzliches Thema, dass ausreichend Futter bietet, um hitzige Diskussionen anzuleiern. SEXISMUS. Der Fall Himmelreich vs Brüderle kurbelt die Debatte um Geschlechterbenachteiligung und respektlose Grenzüberschreitungen erneut an.
SEXISMUS. Was ist das eigentlich? Laut TERRE DES FEMMES, einer schweizerischen Organisation für Frauenrechte, ist unter Sexismus „jede Form von Gewalt, Ausbeutung und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und andererseits Identitäts- und Verhaltensanforderungen an eine Person oder Gruppe von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung“ zu verstehen. Ausbeutung. Diskriminierung. Geschlechtsidentität. Gewaltige Worte, die sich meist auf Frauen beziehen. Dabei sind nicht nur Frauen Opfer. Jeder – auch Presse und Frauenrechtler oder -rechtlerinnen – sollte sich dessen bewusst werden, dass Sexismus auch MÄNNER betrifft. In den allgemeinen Debatten ist zu oft ausschließlich die Rede von Frauen, die belästigt werden. Das gleiche passiert auch Männern. Doch diese Tatsache anzusprechen, löst ein Maschinengewehr an Einwänden aus. Das sei kaum glaubwürdig. Einzelfälle. Etwas ganz anderes. Es verhält sich wohl so ähnlich wie mit der Tatsache, dass auch Frauen gegenüber Männern gewalttätig werden. Unvorstellbar? Ein Mann kann sich doch wehren, oder? Und was passiert, wenn er sich wehrt? Zurückschlägt?
Es ist kompliziert. Alles zwischen Frauen und Männern ist kompliziert. Das war und wird immer so sein. Auch wenn wir alle das Bedürfnis verspühren, alle gleich sein zu wollen, gleiches zu dürfen oder zu können, Frauen und Männer sind unterschiedlich. Absolut und total. Nicht nur vom Körper und ihrer Beschaffenheit, wir unterscheiden uns in den meisten Dingen und das ist gut so. Wichtig ist nur der gegenseitige Respekt. Die Würde des Anderen, ob Frau oder Mann, achten. Mensch sein. Wer Grenzen überschreitet, sollte darauf hingewiesen werden. Mit Worten. Wenn die nicht gehört werden, mit Taten. Sagen Sie NEIN, sagen Sie bis hier hin und nicht weiter. Gehen Sie! Nicht bleiben und aushalten! Das gilt für Frau und Mann.
Laura Himmelreich hat Rainer Brüderle im Gespräch an der Hotelbar darauf hingewiesen, dass sie Journalistin sei und von beiden erwarte, dass man sich professionell verhalte. So steht es jedenfalls in ihrem STERN-Artikel. Hat das der FPD-Politiker gehört oder ignoriert? Was zwischen beiden tatsächlich passiert ist, können wir nicht wissen, noch für richtig oder falsch befinden. Das geht eigentlich weder uns noch die Presse etwas an, das betrifft Laura Himmelreich und Rainer Brüderle. Die beiden haben scheinbar über ihre Verpflichtungen gegenüber Presse und Politik vergessen, dass sie zwei Menschen sind, die sich auch unter vier Augen die Meinung sagen können. Direkt. Ehrlich. Von Frau zu Mann.